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Am Ende der Welt

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Am Ende der Welt – genau so fühlten wir uns in den folgenden zwei Abenteuern, die wir durchlebt haben. Fern ab vom Massentourismus mit ein paar verlorenen Seelen in den verlassenen Weiten Kolumbiens. Nach unserer Zeit in der Stadt war es Zeit für etwas mehr Abenteuer und schönen Landschaften. Beides fanden wir in Cocuy.

Wir haben im Vorfeld einiges an Nachforschung über diesen Ort betrieben und sind – wie sich herausstellen wird – trotzdem nicht genug informiert. Das ursprüngliche Ziel ist eine anspruchsvolle 6 tägige Wanderung. Doch als wir dort ankommen und uns vor Ort erkundigen, wird uns mitgeteilt, dass dieser Weg gesperrt ist. Es sind lediglich 3 verschiedene eintägige Touren offen.  Gründe für die Sperrung sind Probleme mit den einheimischen Völker und leider auch Touristen, die den Abfall an den Campingorten hinterlassen. Nach 4 Stunden hin und her mit den Parkverantwortlichen und der Rettungsversicherung können wir endlich den obligatorischen Guide und unsere Schlafmöglichkeit buchen. Am nächsten Morgen um 05:00 Uhr klingelt der Wecker und wir machen uns auf, um den Milchwagen zu erwischen. Der Milchwagen ist der übliche Weg wie man günstig in der National Park Cocuy kommt und alleine ein Abenteuer für sich. Man steht während gut 90 Minuten auf der Ladefläche eines Anhängers und holpert durch die bauernbesiedelte Gegend und sammelt die Milch der Bauern ein. Beim Hostel angekommen, werden wir vom Besitzer der Unterkunft herzlich mit einer warmen Schokolade und Frühstück begrüsst. Danach starten wir die erste Wanderung zu den Lagunen. Den Abend haben wir mit den anderen Wanderern bei einem deliziösen Nachtessen, «Cards against humanity» und spannenden Reisegeschichten verbracht. Am nächsten Morgen wechseln wir die Unterkunft und müssen schweren Herzens die schöne Hacienda La Esperanza verlassen. Wir wandern zu unserer nächsten Unterkunft welche zwei Stunden näher am morgigen Ausgangspunkt liegt. Am Abend gehen wir früh mit Kerzen in den Händen und ziemlich frierend in unsere Betten, um am nächsten Morgen genügend Energie für den Aufstieg zu haben.

Nach einer erneut kurzen Nacht bei Minustemperaturen begrüssen wir unseren Guide in der Küche, welcher bereits unser Morgenessen gemacht hat. Kurz ein paar Worte zu unserem Guide. Er ist geschätzt 60 Jahre alt, arbeitet seit 40 Jahren als Guide in dieser Region und hat noch nie die nähere Umgebung verlassen. Das Portrait weiter unten bei den Bildern sagt mehr als weitere Worte. Nach zwei Stunden Wanderung in einfachem Gelände kommen wir vor eine Geröllfelswand, bei welcher wir gute 500 Höhenmeter in 700 Meter Strecke machen. Um das Zwischenziel zu erreichen, dürfen wir an ein zwei Passagen sogar etwas klettern. Oben angekommen werden wir mit Nebel und wenig Aussicht belohnt. Doch der Weg auf dem vom Gletscher abgetragenen Feld ist alleine die Reise wert. Durch den dichten Nebel laufen wir auf dieser mondähnlichen Landschaft für eine knappe Stunde und sind zum ersten Mal froh, einen Guide dabei zu haben. Denn ohne ihn wären wir hier verloren gewesen. Nach dem letzten Stück durch den Eisregen, sehen wir auf einmal wie sich die Nebelschwaden verziehen und vor uns erscheint der ersehnte Blick auf den Pulpito del Diablo. Mächtig wie ein grosser Würfel steht er da am Rande des Gletschers und spiegelt sich im Wasser. Nach fünf Minuten schliessen die Wolken wieder und wir werden mit einem erneuten Eisschauer beglückt. Und so machen uns langsam auf den Rückweg. Das Wetter spielt verrückt und wir kommen in den Genuss der wildesten Wolken- und Sonnenkombinationen. Zurück im Tal werden wir dann von ständigem Regen begleitet. Die 18 Kilometer und 2000 Höhenmeter hinterlassen ihre ersten Spuren und wir sind nicht unglücklich, unsere Herberge in der Ferne endlich zu erblicken. Froh und erschöpft kommen wir in unserer Unterkunft an und machen uns auf den Rückweg nach Cocuy.

Nach einer kleinen Erholung in einem der schönsten Dörfchen Kolumbiens Namens Barichara, machen wir uns auf in Richtung Norden an die karibische Küste von Kolumbien. Doch bevor wir uns unter die Palmen legen und versuchen, den herunterfallenden Kokosnüssen auszuweichen, geht es direkt einmal in die Wüste. Gestartet wird in Riohacha, wo wir glücklicherweise unsere grossen Rucksäcke deponieren können. Am nächsten Morgen geht es endlich los Richtung Wüste. In einem runtergekühlten Coupé werden wir eine gute Stunde lang zur letzten Kleinstadt vor der Wüste gebracht. Der Ort nennt sich Uribia und unterscheidet sich komplett von allem Gesehenen der Reise. Verrostete Bote stehen am Strassenrand, in den Läden hängen die Fleischmocken von der Decke, die Strasse ist überfüllt mit Autos und es liegt ein leichter Duft von Benzin in der Luft. Anstelle von Tankstellen bietet hier jeder Benzin in Petflaschen zum Verkauf an und es ist laut wie auf einem Bazar. Nach einer zweiten Autofahrt erreichen wir schwitzend Cabo de la Vela. Wir beziehen gleich die ersten überdimensionalen Hängematten direkt am Strand, welche sogleich unser Nachtlager sind. Der Sonnenuntergang an diesem Abend könnte nicht kitschiger sein. Als wir dasitzen und in die untergehende Sonne schauen, segelt ein Piratenschiff durchs Meer. Leider ist es kein echtes Piratenschiff, sondern lediglich ein umgebautes Motorboot, welches für den Film Dreh im Ort verwendet wird.

Tags darauf erleben wir eine der schlimmsten Fahrten der Reise. Während zwei Stunden fahren wir in einem klimatisierten 4×4 Jeep durch die Wüste und werden alle paar hundert Meter von Strassensperren angehalten. Diese werden jedoch nicht von der Polizei errichtet. Es sind kleine Kinder zwischen vier und zwölf Jahren, welche ein Seil spannen und dann bettelnd auf das haltende Auto zurennen. Es sind so unglaublich viele, dass wir nicht mehr mitzählen können. Wir haben davon gehört und deswegen etwas an Süssigkeiten dabei. Doch nach dem gefühlt zehnten Kind beginnen wir das Ganze zu hinterfragen. Was machen all diese Süssigkeiten mit den Zähnen dieser Kinder, geschweige denn der allgemeinen Gesundheit? Unterstütze ich so nicht genau ihre Schulabsenz und belohne sie noch beinahe dafür, dass sie nicht in der Schule sind? Es ist bitter mitanzusehen, mit welcher Gleichgültigkeit unser Fahrer die Strecke zurücklegt. Doch wir können es ihm nicht übelnehmen. Man fühlt sich ziemlich hilflos in der ganzen Sache, denn egal was man macht, es schadet den Kindern immer in irgendeiner Art und Weise. Nach zwei Stunden Fahrt kommen wir an einem Essenstand vorbei. Wir halten kurz für einen Snack an und bemerken, dass nebenan eine Schule ist. Es ist schwer zu wissen, wie die Zukunft dieser Kinder aussieht. Trotzdem sind wir froh zu sehen, dass es doch auch hier eine Schule gibt. In diesem erdenklich schwierigen Ort. Die Fahrt geht weiter und nach zwei weiteren Stunden wechseln wir kurz auf ein Boot mit dem wir dann Punta Gallinas erreichen. Dieser Ort ist eine abgeschottete Wüstensteppe mit schier endlosen Weiten. Egal in welche Richtung man schaut, ausser ein paar meckernden Ziegen und Sträuchern besteht diese Region aus Nichts. Das Highlight des Tages ist der Besuch der Wüstendünen, welche am Meer liegen und dadurch äusserst speziell und unreal wirken. Am folgenden Tag geht es noch einmal auf demselben Weg zurück Richtung Uribia, bzw. Riohacha. Noch eine Weile denken wir an die Kinder und was man in dieser gottvergessenen Gegend dagegen machen könnte. Doch es ist schwer, eine schnelle Lösung zu finden. Wir sind dankbar, dass wir diese Erfahrung machen durften und möchten mit den Bildern die schönen Seiten dieser Orte zeigen. Die Reise ans Ende der Welt lohnt sich auf jeden Fall.

English version:

At the end of the world – that’s what we felt in the following two adventures that we have lived through. Far away from mass tourism with a few lost souls in the deserted plains of Colombia. After our time in the city, it was time for a bit more adventure and beautiful landscapes. We found both in Cocuy.

We did a lot of research in advance about this place and, as it turns out, we still do not know enough. The original destination is a challenging 6-day hike. But when we arrive there and inquire locally, we are told that this way is closed. There are only 3 different one-day tours open. Reasons for the closure are problems with the indigenous people and unfortunately also tourists who leave the waste at the campsites. After 4 hours back and forth with the park responsible and the rescue insurance we can finally book the obligatory guide and our sleeping possibility. The next morning at 05:00 clock rings the alarm and we get up to catch the milk truck. The milk truck is the usual way to get cheap in the National Park Cocuy and an adventure in itself. You stand on the back of a trailer for more than 90 minutes and bounce through the farming area and collect the farmers‘ milk. Upon arrival at the hostel, we are warmly welcomed by the owner of the accommodation with a hot chocolate and breakfast. Then we start the first hike to the lagoons. We spent the evening with the other hikers at a delicious dinner, „Cards against humanity“ and exciting travel stories. The next morning we change accommodation and have to leave the beautiful Hacienda La Esperanza with a heavy heart. We walk to our next accommodation which is two hours closer to tomorrow’s starting point. In the evening we go early with candles in our hands and quite freezing in our beds, to have the next morning enough energy for the ascent.

After another short night at minus temperatures, we greet our guide in the kitchen, which has already made our morning meal. Just a few words to our guide. He is estimated to be 60 years old, has been working as a guide in this region for 40 years and has never left the surrounding area. The portrait below in the pictures says more than words. After two hours of hike in easy terrain we come to a scree wall, where we make a good 500 meters in 700 meters distance. In order to reach the intermediate goal, we are even allowed to climb a little over two passages. Once at the top we are rewarded with fog and little view. But the path on the field cleared by the glacier alone is worth the journey. Through the thick fog we walk on this moon-like landscape for an hour and are happy for the first time to have a guide with us. Because without him we would have been lost here. After the last piece through the freezing rain, we suddenly see how the mist clears and before us the longed-for view of the Pulpito del Diablo appears. Powerful as a big cube he stands there on the edge of the glacier and is reflected in the water. After five minutes, the clouds close again and we are pleased with another ice show. And so slowly make us on the way back. The weather is crazy and we enjoy the wildest cloud and sun combinations. Back in the valley we will be accompanied by constant rain. The 18 kilometers and 2000 meters of altitude leave their first traces and we are not unhappy to finally see our hostel in the distance. Happy and exhausted we arrive at our accommodation and start our way back to Cocuy.

After a little rest in one of the most beautiful villages of Colombia named Barichara, we head north to the Caribbean coast of Colombia. But before we lie down under the palms and try to dodge the falling coconuts, it goes directly once in the desert. We start in Riohacha, where fortunately we can deposit our big backpacks. The next morning we finally go to the desert. In a cooled down Coupe we will be brought for a good hour to the last small town in front of the desert. The place is called Uribia and is completely different from everything seen in the journey. Rusty messengers stand at the roadside, in the shops the meat mocks hang from the ceiling, the street is overcrowded with cars and there is a slight smell of petrol in the air. Instead of petrol stations, everyone here offers petrol in pet bottles for sale and it is loud as a bazaar. After a second drive we arrive at Cabo de la Vela, sweating. We immediately move into the first oversized hammocks directly on the beach, which are our overnight camp right away. The sunset this evening could not be cheesier. As we sit and look into the setting sun, a pirate ship sails through the sea. Unfortunately, it is not a real pirate ship, but only a converted motorboat, which is used for the film shooting in place.

The next day we experience one of the worst rides of the journey. For two hours we drive through the desert in an air-conditioned 4×4 jeep and are stopped every few hundred meters from roadblocks. However, these are not built by the police. They are small children between the ages of four and twelve, who stretch a rope and then run to the holding car begging. There are so many that we can not count anymore. We have heard about it and therefore have some sweets with us. But after the first tenth child, we begin to question the whole thing. What do all these sweets do with the teeth of these children, let alone general health? Do not I really support their school drop-out and almost reward them for not being at school? It’s hard to see with what indifference our driver covers the distance. But we can not blame him. You feel pretty helpless in the whole thing, because no matter what you do, it always harms children in some way. After two hours driving we pass a food stall. We stop for a quick snack and notice there is a school next door. It’s hard to know what the future of these kids looks like. Nevertheless, we are glad to see that there is a school here too. In this imaginable difficult place. The ride continues and after two more hours we change briefly to a boat with which we then reach Punta Gallinas. This place is a secluded desert steppe with seemingly endless expanses. No matter in which direction you look, except a few bleating goats and bushes, this region is nothing. The highlight of the day is the visit to the desert dunes, which are located on the sea and therefore extremely special and unreal. On the following day, the same way back to Uribia, or Riohacha. For a while we think of the children and what could be done in this godforsaken area. But it’s hard to find a quick fix. We are grateful that we were allowed to have this experience and want to show with the pictures the beautiful sides of these places. The journey to the end of the world is definitely worthwhile.