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1026 Kilometer liegen zwischen dem letzten Bericht und diesem. Viele tolle Menschen, atemberaubende Natur und stundenlange Busfahrten durften in den letzten Wochen erleben und werden euch in den folgenden Zeilen etwas teil an unserem Erlebten haben lassen.
Nach dem kalten Aufenthalt in Quito, flohen wir ins tropische Klima von Mindo, wo wir nebst einer sehr herzlichen Unterkunft mit liebenswerten Besitzern von der Natur regelrecht in Bann gezogen wurden. Wir durften auf einer Schmetterling Farm zusehen, wie aus den Kokons Schmetterlinge schlüpfen und hatten intensive Diskussionen auf einer Kakaoplantage über Genmanipulationen beim Anbau der Kakaopflanze. Nach einer tropischen Wanderung durch den Dschungel zu ein paar (sehr unspektakulären) Wasserfällen war es auch schon bald wieder Zeit das Lager zu wechseln.
Die Reise ging weiter zu unserem letzten Stop in Ecuador. Otavalo ist ein kleines indigenes Dörfchen mit unglaublichem Charme. Nach einem angenehmen Nachmittagsspaziergang um einen See mit zwei Inseln in der Mitte, bereiteten wir uns auf die grosse Reise nach Kolumbien vor.
Wenn man in den Blogs liest wie man am besten von A nach B kommt, klingt immer alles so einfach. Doch der Weg von Otavalo nach San Agustin gestaltete sich als kleine Herausforderung. Zuerst war da die Grenze, welche einen beinahe nicht aus Ecuador raus lässt. Wir hörten Horrorszenarien von Wartezeiten bis zu 9 Stunden und waren auf das Schlimmste vorbereitet. Glücklicherweise mussten wir «nur» 4 Stunden anstehen, bis wir es über die Grenze schafften und endlich kolumbianischen Boden betreten durften. Zu der Zeit waren wir bereits 8 Stunden unterwegs und buchten unseren Nachtbus nach Popayan. Während der Wartezeit auf den Bus besuchten wir kurz ein nahegelegenes Highlight. Die Kirche bei Las Lajas dient als Brücke und ist zeitgleich in den Berg hineingebaut. Die Bilder lassen erahnen, wie imposant das Gebäude ist. Danach hiess es ab in den Bus und von 8 Stunden Fahrt konnten wir weniger als die Hälfte dösen. In Popayan ging es gleich auf den nächsten Bus nach San Agustin, wo die Reise ihren Höhepunkt erlitt. Die Strasse zwischen Popayan und San Agustin ist etwa so gut, wie ein schlecht instandgehaltener Wanderweg in der Schweiz. Während es uns über fünf Stundenlang auf den Sitzen hin und her warf, waren wir beide kurz davor auszusteigen und den Weg zu Fuss zu machen. Nach gut 27 Stunden Reisezeit durften wir uns endlich im Hostel einchecken lassen und gleich einmal das Bett heimsuchen.
San Agustin ist ein versteckter Ort im Südosten von Kolumbien. Ein perfekter Start um die schönen Seiten Kolumbiens etwas kennenzulernen. Nebst einem einmaligen Erlebnis auf dem Pferd (einmalig im Sinne von, es war das erste und letzte Mal) genossen wir einfach die Natur, erkundeten mit dem Bike die Gegend und liessen uns jeden Morgen im Cafe Bici verköstigen. Das Cafe Bici verdient eine kleine Erwähnung. Geführt wird dieses Kaffee von einer Österreicherin, welche sich dort niedergelassen hat und fördert zusammen mit einem Kolumbianer die lokale Bildung und bietet verschiedene Sprachkurse für die Menschen aus San Agustin an. Abends sind die Strassen gefüllt mit Motorrädern und ihren waghalsigen Fahrern, die zeigen was sie können.
Die Vorfreude auf Popayan war gross, doch war sie auch wieder mit der Rückfahrt über die Holperpiste verbunden. Doch auch dies ging vorüber und Popayan ist seinem Ruf würdig geworden. Der koloniale Baustil zieht sich durch die ganze Stadt und gibt ihr einen gewissen Charme. In der Stadt in weiss trafen wir auf zwei Schweizer, was uns zum perfekten Jassteam machte. An einem Sonntag erlebten wir zusammen mit Mara und David den Schweizertag schlecht hin. Morgens wurden die Fahrräder auf den Jeep gestellt und zum Ausgangspunkt gefahren. Dort wurde zuerst einmal in Thermalquellen entspannt, bevor man sich auf den Sattel schwang. Der Tag war durchzogen mit einem Jass hier, einer heissen Schockolade mit Brot und Käse da und einem Coiffeur-Jass mit Bier und Wein als krönender Abschluss. Nach so viel Schweiz waren wir bereit für etwas mehr Kolumbien und machten uns auf den Weg nach Cali, der aufstrebenden Salsastadt Kolumbiens.
Leider gibt es zu Cali kein einziges Bild, da die Kriminalität dort doch noch sehr hoch ist und einem geraten wird nicht einmal das Handy in der Strasse nach vorne zu nehmen (geschweige denn eine Kamera). Natürlich glaubt man solchen Geschichten nicht so wirklich, bis man folgendes erlebt: ich war gerade gemütlich im Hostel in meiner Hängematte am Entspannen, als ich draussen einigen Tumult hörte. Neugierig ging ich zum Tor und schaute auf die Strasse, als plötzlich eine Frau mit einer Pistole wild herumfuchtelnd auf der Strasse vorbeilief. Sie zielte in eine Menschenmenge und Schrie mir unverständliche Worte. Ein paar Schreie waren zu hören, ein Mann nahm ihr die Waffe ab und alles normalisierte sich innert wenigen Minuten. Als ich eine ältere Dame aus dem Hostel nach der ganzen Story fragte, erklärte mir, dass die vermeintliche «Täterin» eigentlich nur helfen wollte. In der Menge war ein Macheten Träger untergetaucht, der vorhin jemanden ausrauben wollte. Die Dame zeigte «Zivilcourage» und schlug den Täter mit der Waffe in die Flucht. Die Dame erklärte mir auch, dass viele Raubzüge am helllichten Tag passierten. Auf mein verwundertes Gesicht erklärte sie, dass die Polizei hier nichts auf die Reihe bekam und meistens die lokale Bevölkerung unwissende Reisende schützte. Doch eben diese Bevölkerung macht gerne eine Siesta am Nachmittag wodurch die Strassen wie ausgestorben sind. So passiert es nicht selten, dass Ahnungslose ohne Geld und Schuhe wieder ins Hostel zurückkehren. Uns geschah jedoch während der ganzen Zeit nichts. Ausser der Erkenntnis, dass Salsa nichts für uns ist, erfuhren wir keine negativen Erlebnisse und genossen die Zeit mit den anderen Hostelbesuchern.
Nach so viel Stadt schrie es förmlich nach Natur. Und genau diese sollten wir in Salento erleben. Salento ist mitten in der Kaffeezone und bekannt für seine Kaffeeplantagen. Das Klima ist perfekt, da die Region genau die richtige Höhe für den Kaffeeanbau hat und von Regen und Sonne in Wechselwirkung beschenkt wird. Auf einer spannenden Kaffeetour durften wir sehen wie Kaffee angebaut wird. Beim nachhaltigen Anbau wird jedes Nebenprodukt der Pflanze verwendet. Nicht ein Teil der Bohnen wird weggeschmissen, sondern entweder als Dünger zersetzt oder als Kaffeesirup aufbereitet. Nebst dem Kaffee hat Salento die höchsten Bäume der Welt. Es sind riesige Palme, welche über 50 Meter hoch werden. Die Bilder geben einem eine gute Vorstellung wie unglaublich hoch diese Pflanzen in die Höhe ragen.
Gerade eben erholen wir uns in einer Hängematte in Jardin und bereiten uns auf den Trip nach Medellin vor. Wir können nur allen Reisenden empfehlen einen Abstecher nach Jardin zu machen. Dieser Ort hat etwas Magisches mit seinen nur wenigen Tausend Einwohnern und umwerfenden Landschaft zählt dieser Ort bereits jetzt zu unserem Highlight der Reise! Ein perfekter Ort um die Seele baumeln zu lassen und einmal aktiv nichts zu tun.
English Version
1026 kilometers lie between the last report and this one. Many great people, breathtaking nature and hours of bus travel were allowed to experience in recent weeks and will let you in the following lines have some of our experience.
After the cold stay we fled into the tropical climate of Quito, where we were charmed by a very warm accommodation with lovely owners of nature. We were allowed to watch butterflies emerge from the cocoons on a butterfly farm and had intense discussions on a cacao plantation on GM crop cultivation. After a tropical hike through the jungle to a few (very unspectacular) waterfalls, it was soon time to change camp again.
The journey continued to our last stop in Ecuador. Otavalo is a small indigenous village with incredible charm. After a pleasant afternoon walk around a lake with two islands in the middle, we prepared for the big trip to Colombia.
When you read in the blogs how to get from A to B, everything always sounds so easy. But the road from Otavalo to San Agustin turned out to be a small challenge. First there was the border, which almost does not let you out of Ecuador. We heard horror scenarios of waiting times up to 9 hours and were prepared for the worst. Fortunately, we had to wait „only“ four hours before we could cross the border and finally enter Colombian soil. At the time we were already 8 hours on the road and booked our night bus to Popayan. While waiting for the bus, we briefly visited a nearby highlight. The church at Las Lajas serves as a bridge and is at the same time built into the mountain. The pictures give an idea of how impressive the building is. Then it was said off in the bus and of 8 hours of driving we could doze less than half. In Popayan it was on the next bus to San Agustin, where the trip reached its peak. The road between Popayan and San Agustin is about as good as a poorly maintained trail in Switzerland. While it threw us back and forth on the seats for over five hours, we were both about to get out and walk the path. After a good 27 hours travel time, we were finally allowed to check in at the hostel and haunt the bed.
San Agustin is a hidden place in the southeast of Colombia. A perfect start to get to know the beautiful side of Colombia. In addition to a unique experience on horseback (unique in terms of, it was the first and last time) we just enjoyed nature, explored the area by bike and had each morning in the Cafe Bici. The Cafe Bici deserves a little mention. This coffee is run by an Austrian who settled there and, together with a Colombian, promotes local education and offers various language courses for the people of San Agustin. In the evening, the streets are filled with motorbikes and their daredevil drivers showing what they can do.
The anticipation of Popayan was great, but she was also back to the return on the bumpy road connected. But even that passed and Popayan has become worthy of his reputation. The colonial architectural style runs through the whole city and gives it a certain charm. In the city in white we met two Swiss, which made us the perfect Jassteam. On a Sunday we experienced bad together with Mara and David the Swiss day. In the morning the bikes were put on the jeep and driven to the starting point. There, it was first time to relax in thermal springs before swinging onto the saddle. The day was criss-crossed with a jass here, a hot chocolate with bread and cheese and a hairdressing jass with beer and wine as the crowning glory. After so much Switzerland, we were ready for a bit more Colombia and made our way to Cali, the up-and-coming salsa city of Colombia.
Unfortunately, there is not a single picture to Cali, since the crime is still very high there and one is advised not even to take the phone in the street to the front (let alone a camera). Of course you do not really believe such stories until you experience the following: I was just relaxing in the hostel in my hammock relaxing when I heard some tumult outside. Curious, I went to the gate and looked into the street, when suddenly a woman with a pistol wildly wandering by in the street passed by. She aimed at a crowd and shouted incomprehensible words. A few screams were heard, a man took the gun from her and everything normalized within a few minutes. When I asked an elderly lady from the hostel about the whole story, she explained that the alleged „culprit“ really only wanted to help. There was a machete carrier in the crowd who wanted to rob someone. The lady showed „civil courage“ and fled the offender with the weapon in the escape. The lady also told me that many raids happened in broad daylight. On my astonished face, she explained that the police did not get anything done here and mostly the local population protected ignorant travelers. But just this population likes to do a siesta in the afternoon which makes the streets seem deserted. So it happens not infrequently that unsuspecting return without money and shoes back to the hostel. However, nothing happened to us during the whole time. Except for the fact that salsa is not for us, we did not experience any negative experiences and enjoyed the time with the other hostel visitors as you can see in this video.
After so much city it literally screamed for nature. And that’s what we should experience in Salento. Salento is in the middle of the coffee zone and is known for its coffee plantations. The climate is perfect, as the region has just the right amount for growing coffee and is interacting with rain and sun. On an exciting coffee tour we were allowed to see how coffee is grown. Sustainable cultivation uses every by-product of the plant. Not a portion of the beans is thrown away, but either decomposed as fertilizer or processed as a coffee syrup. In addition to coffee, Salento has the tallest trees in the world. They are huge palm trees, which are over 50 meters high. The pictures give you a good idea of how incredibly high these plants are in the air.
We are currently recovering in a hammock in Jardin and preparing for the trip to Medellin. We can only recommend to all travelers to make a trip to Jardin. This place has something magical with its only a few thousand inhabitants and stunning scenery, this place is already one of our highlight of the trip! A perfect place to unwind and actively do nothing.
Roberto sagt:
Hallo ihr beiden – wiederum ein herrlich erfrischender Reisebericht mit wunderbaren Fotos. Den mit dem Pferd hast du wohl von mir vererbt bekommen. Nach 3 Negativerlebnissen habe ich in ca. deinem Alter geschworen, nie wieder auf einen Gaul zu sitzen. Habs bis heute durchgezogen… und das bleibt auch so.
Passt gut auf euch auf beim Bereisen des heissen Pflasters 😉
März 9, 2018 — 5:38 am